Hafenarbeiterstreik durch eine umstrittene EU Verordnung am 11. Januar brachte den Zeitplan
der NYK ESPIRITO durcheinander. Schon in Rotterdam ist Verzögerung von einem Tag
eingetreten, dieser Verzug erhöhte sich in Hamburg auf 2 Tage.
Die Anreise mit dem Auto verläuft, trotz Eisregen, ohne Probleme. So besteigen wir, ein
Mitreisender auch aus Quakenbrück und ich das Schiff gegen 16:00 am 17. Januar 2006. Mit
uns reisen noch ein Ehepaar aus Heidelberg und ein Einzelreisender aus Paderborn, der in
Santos das Schiff verlassen will um eine Rundreise durch Brasilien, Chile und Paraguay zu
machen und dabei einen Freund auf einer Farm besuchen will.
Ich beziehe auf Deck 5 die Mittelkammer „PILOT“, ein Wohnraum mit Sitzecke, Schreibtisch;
Kühlschrank und Musikanlage, Schlafraum mit 2 Kojen. Vervollständigt wird die Kammer durch
eine nicht gerade groß geratende Naßzelle. Das Schiff macht einen guten Eindruck, sauber,
gepflegt und gut in Farbe, Baujahr 2001, gebaut auf der Warnowwerft in Warnemünde.




Schneetreiben draußen, drinnen gemütlich warm, so vergeht der Abend. Abendessen Nudeln
italienisch sowie wie auch zum Frühstück verschiedene Sorten Brot, Käse und Wurst.
22:30 laufen wir aus, 2 Schlepper ziehen das Schiff,
208m lang, 30m breit, vom Kai und wenden es in
Fahrtrichtung Elbe. Schlechte Sicht begleitet uns Elbe
abwärts. Brunsbüttel 01:30 und Lotsenwechsel, nach
dem Hafen- und Flußlotsen kommt der Seelotse an Bord,
der bis Elbe 1 an Bord bleibt, ständige Radarberatung
über Standort und Schiffsverkehr tönt aus dem UKWFunk.
Der Tag war lang, aber solange der Lotse an Bord
ist, ist es zu schade, ins Bett zu gehen. Die Nacht ist kurz,
wenig geschlafen, es dröhnt die Kammerverkleidung, das
Brückenhaus dröhnt, verursacht durch den Propeller, der direkt unter dem Brückenhaus liegt.
Der Morgen danach, der 18. Januar, klares Wetter, im Westen der abnehmende Mond und
gegenüber die aufgehende Sonne über der Kimm. Frische Brötchen und Pilzomlette zum
Frühstück, obwohl heute Mittwoch ist, nicht Donnerstag, der Seemannssonntag. Schnell vergeht
die Zeit mit dem obligatorischem Rundgang, 10:00 Kaffee Mittagessen (Currybeef und Mango
zum Nachtisch) auf dem Weg nach Antwerpen. Mit Strom fahren wir 21 kn., sind ca 17:30 an der
Steenbark(freie See) um den Lotsen zu übernehmen. Bis Vlissingen vergehen 2 Stunden,
Lotsenwechsel(Flußlotst/Seelotse), dann sind es noch 40Nm über die kurvenreiche Strecke bis
Antwerpen. Zu den Häfen führt der Weg durch die Schleuse
zum Container Hafen „de Waidedock“, Liegeplatz 736. Die
Ankunftszeit habe ich verschlafen, aber um 03:00 lag das
Schiff am Kai. Gespenstische Ruhe, denn die Gantries waren
noch nicht aktiv.


Am Donnerstag, 19. Januar 2006,

nach dem Frühstück,
Spiegeleier mit Bratwurst, ist Landgang angesagt. Rückkehr
soll um 17:00 sein, also genügend Zeit für Antwerpen.
2
1 Stunde mit Taxi bis in die Stadt, so der Capt. Schnell
ein Blick ins Programm Autoroute, 18 km, kein Problem.
Von Bord mit Shuttle-Bus zum Gate. Keiner von Zoll oder
Sicherheit konnte oder wollte uns ein Taxi bestellen. Mit
der Telefonzelle können wir nichts anfangen, keine
Telefon Nummer und keine belgische Telefonkarte. Nach
Auskunft eines Angestellten sollte in ca 600 m eine
Tankstelle sein. Zwischendurch bemerkt, Container Häfen
liegen meist weit außerhalb der Stadt und Taxis werden
höchsten von den wenigen Passagieren benötigt, die an
und ab auf den Containerschiffen reisen. Gerade 5 Min gelaufen, winken wir einem Taxi, war
andererseits bestellt, kurzerhand ruft der Taxifahrer
einen Kollegen und wir, zu viert nehmen Platz in einem
komfortablen Van, der uns in 20 min ins Zentrum der
Stadt bringt. Ich buche das Taxi für die Rückfahrt für
15:30, dann suchen wir ein Tourist Büro, das wir nicht
auf Anhieb finden. Danach mit Karte und darauf
eingekreisten Sehenswürdigkeiten für 5 Stunden machen
wir uns auf, von dem Ehepaar getrennt, die Stadt zu
erkunden. Es ist inzwischen 10:00 und noch fast
menschenleer in den Gassen um die Vrouwekathedraal.
Der Dom offen, aber wir waren nicht willkommen, kurz danach fuhr ein komfortabler
Leichenwagen vor, eine wohl exklusive Beerdigung. Stadtrundgang durch die prächtige
Einkaufsstraße, „Meir“, zum Bahnhof, ein prächtiger Bau, in der Nähe liegende Straße der
Diamantenhändler, viel orthodoxe Juden, Pause in einem guten Nichtraucher Café, kurzer Blick
auf das Rubens Haus, zu
Mittag je eine Waffel
mit Sahne, zurück durch
die Altstadt zur Schelde,
Besuch des Marine
Museums, für Rentner
gratis. Der weitere Weg
führt uns am Ufer der
Schelde entlang bis wir
zurück zu dem vereinbarten Platz gehen, an dem wir das Taxi erwarten. Es ist noch Zeit für eine
Ruhepause, weil doch die Beine lahm werden. In einem Restaurant treffen wir wieder auf das
Ehepaar, bei einem Wein/Kaffee, Appelgeback mit Slagrom ist die Zeit für die Rückfahrt zum
Schiff gekommen. Das Wetter zeigt sich sogar teilweise sonnig bei 10°C, ändert sich zum
leichten Nieselregen als wir den Liegeplatz erreichen und das Schiff, daß gegen 19:30 den Hafen
verläßt.
Zum Abendessen Hähnchenschenkel mit gebratenen Reis Wir sehen erstmals den 5. Passagier,
nach fast 2 Tagen. Ohne Nahrung verbrachte er, seekrank, die Reise meist liegend in seiner
Kammer.
Wieder bei Nacht geht es die Schelde flußabwärts, schade, es ist bestimmt eine ansprechende
Landschaft. In Höhe Vlissingen um 23:15 verläßt der Flußlotse das Schiff und der Seelotse
kommt an Bord. Durchfahrt des Ärmelkanals in der Nacht.




Freitag, den 20. Januar 2006

Morgens noch Sauwetter mit Regen, ab 11:00 sonnig, klare Sicht, Landsicht zur Isle of Wight,
gegen 14:00 passieren wir das Verkehrstrennungsgebiet vor Guernsey. Am Nachmittag ziehen
einzelne Wolken auf, der Wind nimmt zu, das Schiff stampft, rollt und schüttelt sich. Bis Brest
3
erhöht sich die Windstärke auf 8 Bf. Nach dem Wegepunkt Brest um 21:00 gehen wir auf
Kurs220°, so daß die Wellen, die von einem Tiefdruckgebiet aus dem Nord Atlantik kommen, das
Schiff von der Seite treffen. Der Kurs ist westlicher als vorgesehen, aber schonender für
Besatzung und Ladung. Trotzdem rollt das Schiff je 15° zu jeder Seite. Alle Utensilien lege ich
auf den Boden, der Stuhl kippt um, schlafen ist nicht möglich, Gefühl wie ein Rollmops. Ich
wechsle und lege mich auf die Couch im Wohnraum quer zur Fahrtrichtung und kann schlafen.

Samstag, den 21. Januar 2006

So schön kann die Biskaya sein. Ein schöner
Sonnenaufgang, nur noch 2 Windstärken. Temperatur
+10°C. Barometerstand 1020. In ca 2 NM läuft ein
Segler den gleichen Kurs unter Motor, die Fock
eingerollt.
Trotzdem ist Duschen heute morgen ein Balanceakt. Die
rollenden Bewegungen werden nach dem Frühstück
weniger. Während der Wache des 3. Offizier kommt der
1. Offizier, ändert den Kurs auf 185°, wenig später
ändert der Kapitän den Kurs auf 180°, sieht nicht nach
Absprache aus. Der Kurs führt uns an die Nordwestspitze Spanien, Kap Finnesterre. Jedoch an
dem Verkehrstrennungsgebiet außen herum. Wie auf jedem deutschen Schiff gibt es am Samstag
Eintopf, diese Mal Linsensuppe mit Bockwurst, lecker gemacht. Die rollenden
Schiffsbewegungen bleiben uns erhalten, die Wellen laufen von Steuerbord achtern diagonal
durch. Es ist Hochdruckwetter, das Barometer steigt nochmals auf 1025, trotzdem ziehen
Regenwolken über den Horizont.
Der Kapitän läßt sich selten sehen, auch die anderen Offiziere bleiben in ihren Kammern. Der
Recreation Room wird bisher nicht genutzt, obwohl die beste Kommunikationstechnik und jede
Menge DVDs und Videos vorhanden sind. Ich versuche meine Technik mit dem Fernseher zu
verbinden und habe kein Erfolg. Bis 23:30 habe ich es geschafft, die Bildserie von der Fahrt
nach Ostasien zu sortieren.(Grund: geänderte Reihenfolge)

Sonntag, den 22. Januar 2006

Bei leichten Rollen wieder im Bett gut geschlafen. Mexiko Omelett zum Frühstück,
Außentemperatur morgens schon mal 14°C.
Nun wird es auf dieser Route nach Südamerika einsam. Beide Radaranlagen sind abgeschaltet,
nur der Kartenplotter läuft. 2 Schiffe laufen mit uns, einer kommt entgegen in 7 NM Entfernung.
Das Sonntagsmenue ist wie auf allen Reisen auf Frachtschiffen gleich. Steak mit Pommes,
danach Eis mit Sahne.
Nach der Wache des 2. Offiziers erfolgt die erste
Sicherheitseinweisung. Diese beschränkt sich heute mit der
Örtlichkeit –Muster Station- Sammelpunkt im Notfall. Sehr lustig,
der Philippino, zu allen Fragen zur Sicherheit steht er immer zur
Verfügung.
Im Achterschiff, Maindeck sind außer einer Tischtennisplatte 2
Trimmgeräte, Rudergerät ist
defekt. Fahrradträiner mit allen
möglichen Anzeigen. Ich probiere es und strampel 20Kalorien
runter von der Torte, die uns zum Kaffee serviert wurde.
Kein warmes Abendessen, dafür reichlich und vielfältigen
Brotaufstrich, besonders viel leckeren Käse, daneben Sardinen
und Thunfisch, Wurstsorten im Glas und natürlich frischen Salat.
Um 20:00 sitzen wir, die Passagiere, in meiner Kammer und
4
schauen uns die Bilder von der Reise nach Ostasien an.

Montag, den 23. Januar 2006

Das Wetter ist nicht gerade das, was man von den Kanarischen Inseln erwartet, es ist bedeckt
und schwül, 17°C, wir lassen die Tür zu der Aussentreppe offen um frischen Wind zu bekommen.
Zum Frühstück gibt es leckere Apfelpfannkuchen mit Apfelmuß. Um 09:36 kommt eine PAN PAN
Meldung über den Schiffsfunk. Vor dem Strand von Puerto de la Cruz wird eine Person vermißt.
Alle Schiffe werden aufgefordert, Ausschau zu Halten. Wir durchfahren die Inseln östlich
Teneriffa und westlich Gran Canaria.
10:00 Kaffee fällt aus, dafür ist Putzen und
Staubsaugen angesagt. Heute sind wir eine Woche an
Bord. Capt. und Chief Mate sind zurückhaltend, nur
die nötigsten Informationen kann man Ihnen
entlocken. Zum Mittagessen gibt es
Schweinerollbraten, scharf gewürzt, zum Nachtisch
Birne.
Ab 12:00 haben wir Telefon Verbindung, ich rufe zu
Hause an, klares Winterwetter und -10°C kalt.
Während wir an Teneriffa entlang segeln, keine
Landsicht. Eine Gruppe von Delphinen flüchtet mit großen Sprüngen vor dem 30 m breiten Schiff

Dienstag, den24 Januar 2006

Strahlende Sonne erwartet uns heute morgen. Programm gemäß wird der Swimming Pool einen
Tag nach Durchfahren der Kanarischen Inseln gefüllt, auch die Deckstühle stehen gegen Wind
geschützt am Pool. Nur die Sonne scheint auf der Backbordseite, und Platz auf der
Backbordseite ist auf Deck 1, also die Liege runter geschleppt. Ich genieße die Sonne in vollen
Zügen für 2 Stunden, dabei sind auch die ersten Rötungen auf der Haut sichtbar. Den Rest des
Tages ist wieder Routine, aber heute mache ich 6 Schiffsumrundungen, Bewegung muß sein.
Schwacher Wind aus Nordwestlichen Richtungen, Temperatur 20°C.
In etwa 200 NM Entfernung geht es südwärts an Westafrika vorbei, Kurs 204°, zu sehen ist
nichts. Auch mitfahrende Schiffe oder Entgegenkommer erkennt man nur auf dem Kartenplotter,
Entfernung etwa 30-40 Meilen.

Mittwoch den 25. Januar 2006

In der Nacht haben wir die Kapverdischen Inseln in einer Entfernung von ca 100 NM passiert.
Am Morgen ist der Himmel bedeckt, paßt genau ins Programm, zuviel Sonne fördert nur die
Verbrennungen auf der Haut. Der Wind frischt auf 5-6 Bf. aus Nordwest, achterlich. Dadurch ist
es möglich, das Kabinenfenster zu Öffnen.
Heute sehen wir den ersten Schwarm fliegender Fische, die aus der Gefahrenzone des Schiffes
fliehen. Ab Mittag ist auch die Sonne wieder da, Temperatur jetzt bei 23°C mit zunehmender
Schwüle

Donnerstag, den 26. Januar 2006

Die Luft erwärmt sich ständig, 23°C ist nicht viel, aber die Feuchtigkeit ist hoch. In der Sonne ist
es zu warm, vormittag ist es angenehm am Swimming Pool
in Badehose zu sitzen.
Seit Tagen arbeiten 3
Leute von der
Decksmannschaft, die
Krane nebst Zubehör zu
entrosten und zu pinseln.
Arbeit in der Höhe und
Wärme auf schwankenden
abgehängten Bühnen.
Inzwischen ist um 13:00
die Quecksilbersäule auf 28°C im Schatten geklettert. Die
Aussentüren halten wir geschlossen, die Klimaanlage kühlt die Räume angenehm kühl.
Mittagsort: 005°N; 027°W
Heute mittag serviert der Steward Rindsrouladen, die Füllung bestehend aus Mais und Möhren,
lecker, zum Nachtisch Wassermelone in kleinen sofort genießbaren Stücken.
Am Nachmittag zieht sich der Himmel zu und die Schwüle nimmt zu. Die Sicht vermindert sich,
ein Entgegenkommer, 13NM entfernt ist nicht auszumachen.
Auf der Brücke finde ich erste Piraten Meldung: 40 bewaffnete Männer auf 3 Kanonenbooten
griffen ein Umweltschutzboot vor Nigeria an, zertrümmerten das Equipment und nahmen 4 von
14 Mann Besatzung fest.
Vor dem Abendessen nehme ich das erste Bad im Pool auf dieser Reise, 23°C Wassertemperatur,
sehr erfrischend. Nach dem Essen, Schweinefleisch süß/sauer mit Reis, noch eine Runde ums
Schiff, der Abend beginnt mit leichtem Nieselregen. Der Blick übers Wasser gleicht dem Blick
über die Nordsee an einem trüben Tag. Passagiere bei mir zu Gast, Diaserie der Reise zur Ostund
Westküste USA. Der letzte Blick zum Sternenhimmel: Der Orion, den wir zu Hause nur
südlich am Horizont sehen, steht hier im Zenit und wandert weiter nach Norden.

Freitag, den 27. Jan. 2006

Bei Nacht, ca 24:00 passierten wir die Inselgruppe von Peter und Paul, nur Felsen, bewohnt von
Albatrossen. Um 03:30 gab es keinen Ruck im Schiff, noch
andere Kennzeichen, als der Äquator überquert wurde. Der
Kapitän macht am Morgen nur die trockene Bemerkung, daß
wir jetzt auf der Südhalbkugel der Erde sind. Die Temperatur
steigt auf 28°C am Mittag, am Nachmittag entwickeln sich
Haufenwolken und ein schwacher Sprühregen benetzt das
Schiff. Nach 20 min ist alles vorbei. Der Bootsmann und ein
Azubi schneiden aus einen der Festmacher auf dem Vordeck ein
beschädigtes Stück heraus und spleißen die sechskardelige
Leine wieder zusammen.

Samstag, den 28. Januar 2006

Kurzer Stillstand des Schiffes um 09:30, ein Überdruckventil
am Zylinderkopf ist defekt. Um es auszuwechseln, wird die
Maschine kurz abgeschaltet, Stillstand von ca. 3 min.
Um 10:30 ist die fällige Rettungsübung angesetzt Für die
Mannschaft erteilt der 2. Offizier theoretischen Unterricht in
der Crew Messe. Anschließend versammeln sich alle, außer
Capt., der auf der Brücke Wache geht, vor dem Rettungsboot.
6
Nun sind die Passagiere gefragt, einer nach
dem andern übt das Einsteigen und
Hinsetzen auf dem ihm zugeteilten Platz.
Gar nicht einfach in der schrägen Position,
groß darf man auch nicht sein.
Zu Mittag gibt es leckere Erbsensuppe,
Mango zum Nachtisch.
Bereits am Nachmittag wird für die
Grillparty auf dem Poopdeck am
Nachmittag gerüstet. Selbst gefertigte
Tische und Bänke werden aufgestellt. Für
die Musikanlage, einschließlich Karaoke,
Fernseher gibt es Stahlregale, die hängend unter die Konstruktion des 1. Deckes montiert
werden. Ein Azubi räuchert Lachs, vom Grill gibt’s Steaks, Bratwurst und Hähnchenteile, alles
vom Feinsten. Kartoffel- und geraspelter Kohlsalat, Melone in Honigmarinade, alles dekorativ
aufgebaut.
Um 17:30 steigt die Party, Bier,
Schnaps, Wein, Wasser, Cola,
für jeden Geschmack das
Richtige. Ein sonniger Abend,
25°C warm und schöne
Wolkenbildung vor dem
Sonnenuntergang.
Sonntag,


Sonntag, den 29. Januar 2006

Der Sonnenkreis liegt zur Zeit bei ca 16° südlicher Breite, somit wandert die Sonne über Nord
nach West. Nach der Grillfete ist der Sonntag ruhig, die Crew arbeitet bis Mittag. Der Koch
bietet Steak mit Pommes an, Nachtisch Eis mit Sahne. Heute laufe ich mal wieder 6 Runden.
Nach den vorläufigen Liegezeiten wird es nur in Paranagua eng, Liegezeit über Nacht.
Sandwich gibt es zum Abendessen, ich wunderte mich, denn Brot und Belag steht ja genug auf
dem Tisch, was wars, Hamburger.
Um 19:30 verschwindet die Sonnen hinter einer Wolkenwand, der Wetterbericht gibt
Starkwindwarnung: 6-7 Bf.

Montag, den 30. Januar 2006

In den frühen Morgenstunden passieren wir Rio de Janeiro in 60 NM Entfernung. Der Himmel
ist bedeckt, die Luft hat sich, vermutlich durch Gewitter in der Nacht, abgekühlt. Die Sicht
beträgt ca 10 NM. Die Insel Ilha de Sebastiao ist am Horizont schemenhaft sichtbar. An Deck
werden die Festmacher aus den Luken geholt, Vorbereitungen für das Anlaufen in Santos. Der
Capt. erzählt von dem Port Meeting in Santos. Davon hängt ab, wann wir einlaufen können,
abhängig von den Kapazitäten der Lotsen und der freien
Liegeplätze.
Gegen 16:30 kommt der Pilot an Bord, Schiff fest 17:00, die
Emigration läßt sich Zeit bis wir endlich um 19:00 von Bord
gehen können. Der Hafen ist klein, nach ca 200m haben wir
die Straße erreicht. Es ist noch nicht dunkel und der Regen
läßt etwas nach, zuvor ging ein heftiges Gewitter nieder. Die
Stadt ist übersichtlich, quer durch sind es 30 min bis zum
Strand. Wir laufen den Strand lang, suchen ein Hotel um Geld
zu wechseln, im Supermarkt will man nur Real, keine Hotels,
nur gut gesicherte Wohnhäuser, teilweise schief, eben nur auf Sand gebaut. Wir sind durstig und
7
müde vom Laufen, durchnäßt vom Schweiß und Regen, ein Reklameschild mit einem großen
Bierglas lockt uns in ein Restaurant, bezahlen können wir mit Dollar, 1:2,1, ist ok. Natürlich
Caipirinha, aber 3 sind doch zuviel. Gleich nebenan stehen Taxis und es geht zurück direkt bis
zum Schiff.
Dienstag


Dienstag, den 31. Januar 2006

Zum Frühstück sehen wir eine junge gut aussehende Frau mit dem Kapitän frühstücken, das
Mädchen vom Kapitän. Der Koch erzählt mir, daß sie jede Reise von Santos bis Itajai mitfährt.
Eigentlich sollte das Schiff schon um 04:00 auslaufen, um 07:00 werde ich wach nach einer
Nacht völliger Ruhe im Hafen, die Ladetätigkeit bereits beendet, laufen wir aus Richtung
Paranagua.
Nach ca 8 h Fahrt erreichen wir die Ansteuerung von Paranagua. Pünktlich kommt der Lotse um
16:20 an Bord weit außerhalb der Stadt. Eine gebaggerte Rinne führt in die Stadt. Die Fahrt
durch die grüne bewaldete Flußlandschaft, unterbrochen von malerischen Stränden, dauert bis
18:00, als wir dann an einem relativ neuen Container Terminal festmachen. Daneben, wie fast
alle Häfen im Süden Brasiliens, Getreideverladungsanlagen.
Der Capt. organisiert mit dem Agenten, der phantastisch englisch spricht, unsere Fahrt in die
Stadt und zurück. Die Stadt ist klein, wäre auch zu Fuß zu erreichen, aber im Außenbereich nicht
die allerbeste Gegend. Gestern in Santos waren viele Geschäfte offen, wollten keine Dollars,
heute hat uns der Agent auf Anfrage die Adresse des Seemannsclub genannt, der in der Lage ist,
Geld zu wechseln. Er fuhr uns dort hin, im Zentrum der Stadt, sehr gut ausgestatteter Club, mit
Internet Point, kostenlos, betrieben von einem Englischem Ehepaar, sehr nett. Nun haben wir
massig Reals, kommen in die Stadt, alle Geschäfte dicht, seit 19:00, Gegensatz zu gestern, alle
Geschäfte offen, aber kein Geld.
Nach durchwandern der toten Stadt entdecken wir das Freizeit Center, am Wasser gelegen,
Fischer, kleine Kneipen, Kinderspielplätze, Verkaufsstände und eine offene Halle, in der Mitte
eine Band, 1 Mann, 2 Frauen, alle Erfahrung im
Keebord und Gesang unterhalten die Gäste im
weiten Rund, dazu flotte Bewirtschaftung für
Essen und Trinken. Für 1,2 Liter Bier, 2 Cola
und 2 Caipirinha zahlen wir 25 Real,
umgerechnet ca 11 US $. Die Zeit verging wie
im Flug. Ich habe in dieser Stadt den Eindruck,
daß es in dieser Stadt weniger kriminell ist, als
der Ruf vorauseilt, alles hell erleuchtet, große
Polizei Präsens. Auch durch die menschenleere
Stadt um 22:00 gehen einzelne Personen, wir
auch. Um 23:00 ist unser Fahrer zur Stelle und
bringt uns wohlbehalten zum Schiff.
Die Nachbarn spendieren ein Bier, so sitzen wir noch 1 Stunde am Pool, immer noch 25°C.
Immer noch werden Container entladen, das Deck ist fast leer.



Mittwoch, den 1. Februar. 2006

07:00 Ablegen in Paranagua, 1 Stunde durchfahren wir das Flußdelta im Tonnenstrich.
Auf der freien See erreichen wir nach 6 Stunden die Mündung des Itajai-Flusses mit der
gleichnamigen Stadt. Die Stadt ist nicht mit Wolkenkratzern
zugestellt, auf der Höhe der Brücke, ca
43 m hoch bietet sich ein phantastischer
Ausblick über die Stadt.
Um 15:00 gehen wir von Bord, kurzer
Weg bis zum Tor, streng gesichert. Ein
8
ebenso kurzer Weg zum Griechen, Tip vom Kapitän, er betreibt ein kleines Geschäft mit Dingen,
die Seeleute brauchen, vom Schnaps über Postkarten bis zu Andenken und Kitsch. Er wechselt
Geld und betätigt sich als Auskunftei. Das Wichtigste: Er kann sich in englisch verständigen




Wir wollen nach Blumenau und fragen nach dem Fahrpreis mit dem Taxi. Er ruft Antonio an,
120 Real hin und zurück, wir bestellen und kurze Zeit später ist Antonio zur Stelle. Keine
Klimaanlage hat der FIAT aber 4 offene
Fenster. Bis Blumenau ist es ca 50 km und die
Fahrzeit beträgt knapp eine Stunde. Blumenau,
gegründet 1850 von dem deutschen Arzt
Hermann Blumenau, liegt westlich von Itajai
im Itajai-Tal im Bundesstaat Santa Catalina,
Einwanderungsland für viele Deutsche im 19.
Jahrhundert.
Je weiter wir uns von der Küste entfernen, je
heißer wird es. Aus dem Reiseführer erfahre
ich die Adresse des Informationsbüro. Außer
portugiesisch spricht die junge Frau keine
andere Sprache, so wenig Deutschtum habe ich nicht vermutet. Wir laufen 1,5 Stunden durch die
Stadt, erfrischen uns mit einem Getränk und sind um 18:30 zurück an der Kathedrale von Itajai.
Im Tourist Office, gleich nebenan, spricht man auch keine Fremdsprache, obwohl Itajai
regelmäßig von Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird.
Man bedient uns sehr nett und zeigt uns alle
Sehenswürdigkeiten an Hand von Fotos. Zum
Abendessen gehen wir nach einen Spaziergang durch
die Einkaufsstraße und einer Caipirinha Pause in die
speziellen Churrascaria. Wir lassen uns eine
gemischte Fleischplatte , Pommes und gemischten
Salat servieren. Spezialität ist das Muskelfleisch aus
dem Höcker des Zebu Rindes.
Am Kai wird ein Kreuzfahrer mit einem Feuerwerk
verabschiedet, wir verabschieden uns mit einem Caipirinha von Itajai draußen vor einer
Diskothek nahe dem Kai. Auf dem Stadtplan läßt sich erkennen, wieviel wir gelaufen sind. Trotz
Erfahrung mit den Sandalen habe ich 4 schmerzhafte Blasen an den Füßen.


Donnerstag, den 2 Februar 2006

Viel neue Ladung, Kühlcontainer auf –24°C gekühlt. Ladung.......vermutlich Steaks?
Landgang lohnt sich in diesem Augenblick nicht, auch bei den Zustand meiner Füße lohnt es sich
nicht.
Auslaufzeit sollte 10:00 sein, Verzögerung bis 12:45. Der Chinesen Frachter mit der Ladung
Kaffee ging um 11:00 raus, ein anderer kam rein, Begegnungverkehr ist nicht möglich.
Irgendwann heute nacht werden wir in Santos sein.
Verpflegungsmäßig ist heute Seemannsonntag, morgens Currywurst mit Ei, nur 1 Ei bestellt.
Mittags Suppe, Gordon Bleu und Banane, Nachmittags Buttercookies, abends Nudeln mit
Parmesan, seit Tagen bestelle ich nur „small portions“ aber wahrscheinlich noch zuviel.
Itajai ist auf dieser Reise der südlichste Punkt und die halbe Zeit der Reise ist Vergangenheit.
26° 55‘ Süd, 48° 39‘ West
Die Rückreise nach Santos ist ruhig, kaum Wind, 26°C auf der Brücke, angenehm ist der
Fahrtwind und nimmt etwas von der Schwüle. Südöstlich von uns tobt sich ein Gewitter aus, in
der Dunkelheit ein grandioses Schauspiel, ohne daran beteiligt zu sein.
9
Es ist jetzt 22:00 Ortszeit, 3 Stunden zurück gegenüber Deutscher Zeit. Aus dem Lautsprecher
der Musikanlage auf der Kammer tönt brasilianische Folklore, Radioempfang ist in der
Entfernung von der Küste nicht möglich. In den Wolken spiegelt sich die Helligkeit über Santos,
noch ca 50 Seemeilen.




Freitag ,den 3. Februar. 2006

Irgendwann in der Nacht liegt das Schiff in Santos, wieder Pier 37. Die Ladetätigkeit läuft auf
Hochtouren.
Um 08:00 gehen wir zum Frühstück, es ist auffallend warm auch in dem klimatisierten Schiff.
Ausgang haben wir bis 14:00. Wir, Jochen und ich wollen nur wenig laufen, mit Rücksicht auf
die Blasen an den Füßen. Wir laufen teils am Wasser,
teils über den Fischmarkt bis zum Aquarium. Wir gehen
hinein, obwohl es nicht Museumswetter ist, es ist sehr
kühl innen und Toiletten gibt es auch Kaufen Pflaster
und Cachacha. Am Strand ist Pause bei 30°C im
Schatten. Gut gekühlte Kokosnußmilch direkt mit Halm
aus der kompletten Nuß, tut gut. Wenn die Nuß leer ist,
schabt man mit einem Stück Schale das noch
geleeartige Fleisch heraus. Überall ist Polizei, am
Strand mit 4-rädrigen Mopeds. Mit Taxi geht es zurück,
die Pier 37 kennt er nicht, aber Lothar Matthäus,
nachdem er mit viel Geduld herausgefunden hat, das wir Deutsche sind. Rechtzeitig zum Mittag
sind wir wieder auf dem Schiff.
Um 16:30 kommen die Schlepper, ziehen das Schiff vom Kai, drehen es auf dem Fluß und es geht
auf die freie See Richtung Rio de Janeiro. Die Entfernung beträgt 200 Nm, also morgen um
04:00 wird der Pilot erwartet.